IT-Multitalente gesucht: Wenn eine Fachkraft mehrere Rollen abdecken soll

Der IT-Sektor verändert sich rasant – nicht nur technologisch, sondern auch in den Erwartungen an Fachkräfte. Wer heute als Entwicklerin, Data Engineer oder DevOps-Spezialistin arbeitet (oder arbeiten möchte), sieht sich mit einem neuen Idealbild konfrontiert: dem IT-Multitalent. In Stellenausschreibungen und Bewerbungsgesprächen ist immer häufiger von Kandidat*innen die Rede, die gleich mehrere Fachgebiete abdecken – beispielsweise Softwareentwicklung und Cloud-Infrastruktur, oder Datenengineering und Data Science.
Der neue Standard: Mehrere Rollen in einer Person
In den letzten Jahren lässt sich ein klarer Trend beobachten: IT-Fachkräfte sollen nicht nur Spezialist*innen in einem Gebiet sein, sondern breit aufgestellt, anpassungsfähig und in mehreren Funktionsbereichen einsetzbar. So wird etwa erwartet, dass ein Full-Stack-Entwickler auch Kenntnisse im Bereich DevOps, Testing und Cloud mitbringt. Oder dass ein Data Engineer gleichzeitig ein tiefes Verständnis für Machine Learning, Data Analytics und sogar Business Intelligence mitbringt.
Diese Anforderungen gehen weit über klassische T-shaped Skills hinaus. In vielen Fällen handelt es sich um eine Verschmelzung mehrerer Expertenrollen, die früher getrennt betrachtet wurden.
Warum dieser Wandel?
- Fachkräftemangel
Die Nachfrage nach IT-Personal ist nach wie vor hoch – gleichzeitig fehlt es an qualifizierten Spezialistinnen. Unternehmen suchen daher gezielt nach Bewerberinnen, die mehrere Aufgabenbereiche abdecken können. Das reduziert die Teamgröße und vermeidet lange Besetzungszeiten. - Komplexere Projektanforderungen
Moderne IT-Projekte sind interdisziplinär. Die Trennung von Entwicklung, Betrieb, Datenanalyse und Qualitätssicherung wird zunehmend durch agile, funktionsübergreifende Teams ersetzt. Wer mehrere Bereiche versteht, kann effizienter kommunizieren und arbeiten. - Technologische Verschmelzung
Infrastrukturen, Datenverarbeitung und Softwareentwicklung sind heute eng miteinander verknüpft. Tools wie Kubernetes, Terraform, Airflow, dbt, GitLab CI/CD oder Spark erfordern Wissen aus mehreren Disziplinen. Der „reine“ Entwickler oder „nur“ Data Scientist wird zur Ausnahme.
Was bedeutet das für die Praxis?
Ein Blick in aktuelle Stellenausschreibungen zeigt:
- Full-Stack-Entwickler sollen sich mit DevOps, Testing, Cloud und manchmal sogar UX-Design auskennen.
- Data Engineers übernehmen Aufgaben, die früher Data Scientists, BI-Entwickler und Cloud-Architekten ausgeführt haben.
- DevOps-Expert*innen sind zugleich für Security, Infrastructure as Code und manchmal auch Machine Learning Deployments zuständig.
Chancen – und klare Grenzen
Für IT-Fachkräfte eröffnen sich neue Perspektiven: Wer mehrere Kompetenzfelder vereint, ist hoch gefragt, gut bezahlt und meist flexibel einsetzbar. Gleichzeitig besteht die Gefahr der Überlastung, wenn Unternehmen nicht klar definieren, welche Fähigkeiten tatsächlich benötigt werden – und welche nur „nice to have“ sind.
Fazit
Der Trend ist eindeutig: Im IT-Sektor werden Multitalente gesucht, die technische Tiefe mit fachlicher Breite verbinden. Unternehmen profitieren von flexiblen Fachkräften, müssen aber gleichzeitig aufpassen, realistische Erwartungen zu formulieren. Für Kandidat*innen bedeutet das: gezielte Weiterbildung ja – aber auch ein klares Verständnis der eigenen Grenzen.
In einer Zeit, in der Technologie immer stärker miteinander verwoben ist, wird das „Allround-Wissen“ zur wertvollsten Ressource. Doch selbst das breiteste Profil braucht einen klaren Fokus – und gesunde Rahmenbedingungen.