Künstliche Intelligenz in Vorstellungsgesprächen: Hilfe oder Täuschung?

Eine Person tippt nervös auf der Tastatur während eines Vorstellungsgesprächs. Die Frage ist einfach – erklären Sie den Unterschied zwischen ArrayList und LinkedList. Doch plötzlich greift die Hand der Person zum Handy, und innerhalb weniger Sekunden liefert ChatGPT eine perfekt formulierte Antwort. Die Interviewenden bemerken es nicht, aber die Frage bleibt im Raum: Ist das Täuschung, oder zeigt die Person, wie gut moderne Tools genutzt werden können, um effizient Probleme zu lösen?

In der heutigen, stressgeladenen Welt der Tech-Vorstellungsgespräche stehen Bewerbende oft vor kniffligen technischen Fragen, und selbst erfahrene Profis geraten manchmal ins Straucheln. Aber ist es wirklich so falsch, KI als Hilfe im Gespräch einzusetzen? Oder ist es nur ein Zeichen der Zeit, in der es wichtiger ist, sich an die Technologie anzupassen, als Antworten auswendig zu lernen?

Das „Nein“-Lager: Ehrlichkeit über alles

Einige Interviewende sehen dies als Warnsignal. „Für mich ist es fast immer ein sofortiges Nein“, sagt eine leitende Fachkraft und vergleicht es mit einem Täuschungsversuch in einer Prüfung. Für diese Fachleute geht es im Interview darum, das Wissen der bewerbenden Person zu bewerten, nicht das, was schnell gegoogelt werden kann. Wenn jemand beim ersten Kennenlerngespräch auf KI oder Suchmaschinen angewiesen ist, wie kann man darauf vertrauen, dass die Person unabhängig arbeitet oder ehrlich Probleme löst?

Es klingt vernünftig: Wenn man den Job will, sollte man das Wissen ohne externe Hilfe zeigen. Aber ist das wirklich die Welt, in der wir heute noch leben?

Das „Ja“-Lager: Willkommen in der Zukunft

Andere argumentieren, dass es in der modernen Tech-Landschaft weniger darauf ankommt, was man sofort aus dem Kopf weiß, sondern vielmehr darauf, wie schnell und effektiv man die richtige Lösung finden kann. Ein Startup-Enthusiast stellt die Frage: Warum sollte man sich mit Fachbegriffen den Kopf vollstopfen, wenn man die exakte Information in Sekunden finden kann? Es geht um Effizienz, nicht um Auswendiglernen.

Stellen Sie sich dieses Szenario vor: Sie sind IngenieurIn, und Ihr Projekt steckt fest. Verlieren Sie Stunden beim Stöbern in den Büchern, oder suchen Sie online, finden die Antwort und lösen das Problem schnell? Ist das nicht schon eine Kunst an sich?

Google oder nicht Google? Das ist die Frage

Hier liegt der Kern der Debatte: Wo ziehen wir die Grenze? Einige Experten argumentieren, dass es wertvoller ist, sagen zu können „Ich weiß es nicht“, als so zu tun, als wisse man alles. Schließlich hat niemand alle Antworten, und ehrlich über Wissenslücken zu sprechen, schafft Vertrauen in zukünftigen Zusammenarbeiten. Andere jedoch sind der Meinung, dass in einer technologiegetriebenen Welt die Fähigkeit, schnell Informationen zu finden und anzuwenden, entscheidend ist – und das bedeutet zu googeln oder KI-Tools wie ChatGPT zu verwenden.

Einige Kritiker weisen sogar darauf hin, dass viele Interviewfragen zu sehr auf Theorie fokussiert sind, anstatt auf praktische Anwendungen. Vielleicht ist es in solchen Fällen gar kein Betrug, Hilfsmittel zu nutzen, um theoretische Hürden zu überwinden und sich auf die reale Problemlösungen zu konzentrieren – es ist raffiniert.

KI vs. Mensch: Wer gewinnt?

Seien wir ehrlich: Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben, und sie wird immer besser. Wenn Interviewende KI nutzen können, um ihre Fragen zu erstellen, warum sollten Bewerbende dann nicht KI nutzen, um ihre Antworten zu formulieren? In der Zukunft werden jene im Vorteil sein, die KI geschickt einsetzen können, statt nur auf auswendig gelerntes Wissen zurückzugreifen.

Bedeutet das, dass wir traditionelle Interviews aufgeben sollten? Nicht ganz. Das Problem ist nicht, ob eine bewerbende Person Google oder ChatGPT verwendet; es geht darum, wie die Person es tut. Wenn Antworten blind kopiert werden, ist das ein Problem. Aber wenn die Person die richtige Lösung findet, versteht und anwendet, ist das ein Gewinn. Letztendlich geht es den Arbeitgebenden darum, ob die Person auch in der Lage ist, Probleme im Job zu lösen.

Wohin führt das?

Wie es ein Kreativdirektor ausdrückte: „Die effektivsten Menschen der Zukunft werden nicht diejenigen sein, die alles wissen, sondern diejenigen, die KI am besten nutzen können.“ Es ist schwer, dagegen zu argumentieren. KI wird ein wichtiger Bestandteil vieler Branchen, und diejenigen, die mit ihr arbeiten können, werden einen Wettbewerbsvorteil haben.

Also, sollte man im Interview googeln? Es kommt darauf an, wie man es macht. Die Fähigkeit, sich anzupassen, Technologie klug einzusetzen und transparent zu bleiben – das unterscheidet einen echten Profi von jemandem, der nur versucht, das System auszutricksen.

In einer Welt, in der jede Sekunde zählt, sind Schnelligkeit, Flexibilität und die Fähigkeit, die richtigen Antworten zu finden, vielleicht die wertvollsten Fähigkeiten, die ein(e) BewerberIn haben kann. In diesem Sinne ist Künstliche Intelligenz nicht der Feind; sie ist ein Werkzeug, das zum Erfolg verhelfen kann.